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Bauweise der Schwalbenhäuser
Die Form (quadratisch, rechteckig, sechseckig, achteckig) ist nicht maßgeblich. Wichtig ist allerdings ein ausreichender Dachüberstand (möglichst doppelte Nesttiefe). Zudem sollte das Dach nicht zu steil sein. Bei einem zu steilen Dach ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die vorbeifliegenden Schwalben die Nester nicht entdecken.
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Größe der Schwalbenhäuser
Schwalbenhäuser sollten nicht zu klein dimensioniert sein. „Laternenähnliche“ Häuser werden nur zögerlich oder gar nicht besiedelt. Dies zeigen u.a. Untersuchungen in Dresden und Umgebung. Auch ein Teil der niederländischen Schwalbenhäuser ist vergleichsweise klein, so dass dies auch ein Grund für die Nichtbesiedlung sein könnte. Ein Haus sollte mindestens 18 Nester haben; nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
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Höhe der Schwalbenhäuser
Erfahrungsgemäß sollten die Nester - wegen An- und Abflugverhalten der Schwalben sowie dem späteren Service (Reinigung, Kontrolle, etc.) - in rund 4 bis 4,5 m Höhe liegen. Höher ist möglich (unbedingt die Statik beachten!), aber nicht zwingend notwendig. Es gibt auch Nachweise für niedrigere Häuser (rund 3,5 m Höhe), die besiedelt sind. Allerdings scheint diese Höhe schon kritisch, auch in Bezug auf ggf. rangierende Fahrzeug im arrondierten Bereich.
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Material und Farbe der Schwalbenhäuser
Die Ersatz-Hauswände sollten möglichst hell sein („Ersatz-Felslandschaft“, siehe nächsten Punkt). Ideal ist eine verputzte Wand, so dass die Schwalben noch selbst Nester bauen können. Holzwände werden erfahrungsgemäß nicht oder nur selten angenommen, besonders wenn sie dunkel belassen sind. Auch sollten die Nester so montiert werden, dass die oftmals mitgelieferten Winkelbretter nicht zum Einsatz kommen (die Nester und Halterungen können bei den verschiedenen Anbietern auch einzeln bestellt werden).
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Standortfaktor Gebäude
Der Standort ist ein ganz entscheidender Faktor. Gebäude sind für Mehlschwalben „Ersatz-Felslandschaften“ (natürliche Niststandorte waren und sind u.a. die Kreidefelsen auf Rügen sowie Felsen in den Gebirgen). Deshalb sollten die Schwalbenhäuser möglichst in Ortslage oder Ortsrandlage stehen, nicht außerhalb. Bei Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen sollten die Häuser im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zu den ehemaligen Niststandorten aufgestellt werden.
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Standortfaktor Wasser
Die Initiatoren von Schwalbenhäusern lassen sich oft von dem Gedanken leiten, dass die Häuser wegen des Nahrungshabitats und des Baumaterials an Gewässern aufgestellt werden müssen. Mehlschwalben erbeuten ihre Nahrung meist in höheren Luftschichten, Baumaterial holen sie vorwiegend an flachen Pfützen, die in gebührendem Abstand von Hecken und Dickicht (Versteck von Fressfeinden) liegen. Größeren Wasserflächen oder Fließgewässern kommt daher eine eher nachrangige Bedeutung zu. In den Niederlanden hat man festgestellt, dass Schwalbenhäuser in der Nähe von langen Gräben zögerlicher angenommen werden; eine Erklärung hatten die Autoren dafür allerdings nicht.
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Standortfaktor Umfeld
Untersuchungen in den Niederlanden haben gezeigt, dass eine größere Grünlandfläche im Umkreis von 500 Metern um das Schwalbenhaus sich positiv auf die Belegungsrate auszuwirken scheint. Hohe Bäume in direkter Nachbarschaft sind von Nachteil (möglicher Ansitz Prädatoren), ebenso wenn das Haus von Bäumen und/oder Gebäuden „eingekesselt“ ist. Außerdem sollte bereits eine ausreichende Brutpaaranzahl vor Ort vorhanden sein und somit auch ein gewisser Populationsdruck auf Neststandorte bestehen. Ist der Bestand auf 20 und weniger besetzte Mehlschwalbennester abgesunken, hilft meist auch ein Schwalbenhaus nicht mehr, den Bestand zu retten. Bestehende Bruten nahe des Aufstellungsortes dagegen haben einen positiven Effekt.
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Weitere Maßnahmen
Um die Besiedlung eines Schwalbenhauses zu fördern, können in der Nähe Lehmpfützen angelegt (möglichst freie Fläche), die Nester mit künstlichen „Kotspritzern“ am Einflugloch (Fassadenfarbe) versehen, einige neue gegen „gebrauchte“ Nester getauscht sowie Tonträger mit des Nestrufen der Schwalben abgespielt werden.
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Literatur zum Thema "Standortwahl für Schwalbenhäuser"
Bondkowski C 2005: Grundlagen für ein Artenhilfsprogramm für die Mehlschwalbe im Dresdner Süd. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Dresden.
De Jong WW, van Berkel W 2012: De Nederlandse Huiszwaluwtillen in 2012. Schriftliche Mitteilung.
De Jong WW, van Berkel W 2013: De Nederlandse Huiszwaluwtillen in 2013. Schriftliche Mitteilung.
De Jong WW, van Berkel W 2013: Huiszwaluwtillen, hoe is de stand? IN: Het Vogeljaar (4 und 5): 61-2013.
De Jong WW, van Berkel W 2014: De Nederlandse Huiszwaluwtillen in 2014. Schriftliche Mitteilung.
De Jong WW, van Berkel W 2015: De Nederlandse Huiszwaluwtillen in 2015. Schriftliche Mitteilung.
Meier W 2014: Vierzehn Jahre Schwalbenhäuser im Landkreis Waldeck-Frankenberg - ein Erfahrungsbericht. Vogelkundliche Hefte Edertal 40.
NABU-Landesverband Hessen (Hrsg.): Schwalben und Segler im Siedlungsbereich – Gefährdung, Schutz und rechtliche Aspekte
NABU Wettenberg (Hrsg.) 2019: Schützenswerte Lebensräume in Wettenberg – eine Bilanz. 1989 – 2019.
Wegener O, Stork R, Mattern T 2011: Mehlschwalben und Schwalbenhäuser; In: 50 Jahre für Mensch und Natur. Hrsg.: Naturschutzbund (NABU) Krofdorf-Gleiberg e.V., Druckerei Bender, Wettenberg.
Sommerhage M, Wegener O 2009: Schwalbenschutz in Siedlungsräumen; In: Natura 2000 praktisch in Hessen – Artenschutz in Dorf und Stadt; Hrsg.: Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Naturpark Lüneburger Heide e.V. 2014: Schwalben am Gebäude – was tun? 1. Auflage, August 2014. Köln, Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG.
Richarz K, Hormann M 2008: Nisthilfen für Vögel und andere heimische Tiere. Wiebelsheim, AULA-Verlag.
van den Bremer L, van der Wal J, Vreugdenhil S, Louwe-Kooijmans J, van Turnhout C, Nienhuis J, Foppen R 2019: Wat bepaalt het succes van huiszwaluwtillen? De Levende Natuur 120 (1): 5-10.
Wegener O, Zedler A 2014: Sinnvolle Ergänzung im Siedlungsbereich: Schwalben- und Seglerhäuser; In: Der Falke 61, 5/2014, S. 28-29.